Produktfotografie: Ungewöhnlich in Szene gesetzte Kabel

Produktfotografie: Ungewöhnlich in Szene gesetzte Kabel

Produktfoto_Kabel_aussergewoehnlich

Ein neuer Auftraggeber aus Hamburg hat mich als Produktfotograf damit beauftragt, Kabel, Leiterplatten und andere elektronische Bauteile und Geräte ausdrucksstark fotografisch in Szene zu setzen.

Mit der fotografischen Inszenierung von Leiterplatten und diversen elektronischen Geräten hatte ich zuvor bereits Erfahrung sammeln können.
Die Fotografie teilweise kleinster Kabel war für mich jedoch eine neue Erfahrung. Nun würde ich ausreichend Gelegenheit dazu bekommen, mich als Fotograf intensiv in dieses Thema einzuarbeiten.

Etwa 90 Produkte wurden mir in Boxen und Kisten in mein Auto geladen, damit ich sie über mehrere Tage hinweg in meinem Studio fotografieren kann.
Grundsätzlich wäre auch eine Fotoproduktion direkt beim Kunden möglich gewesen, das hätte jedoch zu mehreren Nachteilen geführt.
Erstens habe ich die Lichtsituation in meinem vollständig verdunkelbaren Fotostudio genau unter Kontrolle. Das wäre in mit Neonröhren beleuchteten Produktionshallen nicht der Fall.
Außerdem benötige ich bei der Produktfotografie ab und zu spontan zusätzliches Material, denn Produktfotografie hat viel mit Improvisation und Basteln zu tun. Da wird spontan noch der ein oder andere Draht benötigt, Krokodilklammern, Gewichte, Fäden, große Spiegel, kleine Spiegel, diverse reflektierende Oberflächen, passende Untergründe oder Hintergründe usw. Mitten in der Stadt sind diese Dinge schnell zu besorgen, falls einmal etwas fehlen sollte. Doch in einem etwas abgelegenen Industriegebiet dauern solche Besorgungen sehr viel länger und kosten im Endeffekt unnötig viel Zeit und Geld.

Produktfoto_Kabel_Fotostudio

So brachte ich die Produkte also in mein Fotostudio und verkroch mich dort für die nächsten 10 Tage, um wirkungsvolle Hingucker zu fotografieren.

Im Fotostudio lagen sie nun alle vor mir: bunte Kabel, weiße Kabel, breite Kabel, hauchdünne Kabel, 2cm lang, 30cm lang, einzelne Kabel, Kabelbündel, usw. usw.
Die Produkte sahen für mich erst einmal völlig unspektakulär aus. Die Kabel waren optisch weit davon entfernt, irgendwelche Wow!-Effekte zu erzeugen. Es wirkte alles irgendwie – langweilig.
Wie würden sich damit spektakuläre Fotos produzieren lassen, die es so noch nicht gab?

Es würde ja auch nicht ausreichen, eine einzelne schicke Aufnahmevariante zu entwickeln. Es waren in jedem Fall mehrere, ganz unterschiedliche Looks erforderlich, um Abwechslung und immer wieder neue Überraschungsmomente in die Bildstrecke zu bringen. Und dennoch mussten diese ganzen individuellen Hingucker optisch eine Einheit bilden, um sie gemeinsam im Internet und in anderen Publikationen darstellen zu können.
Ich nahm die Kabel immer wieder in die Hände, drehte sie, hielt sie ins Licht, nahm sie sehr genau in Augenschein, trank Kaffee, und dachte sehr viel nach…

Produktfoto_Fotostudio

Eine der am Ende gewählten Aufnahmevarianten stelle ich in diesem Blog mit drei Beispielfotos vor.

In der Produktfotografie wird – sofern es zum Objekt und zum Gesamtkontext passt – gerne mit Spiegelungen gearbeitet. Es gibt aber nicht „die eine“ Spiegelung sondern unzählige Varianten und Abstufungen.
Ich habe mich für diesen recht extremen Look entschieden. Nur einige ausgewählte Kabel ließen sich auf diese Art und Weise überzeugend in Szene setzen. Für die anderen Produkte musste dann wieder eine neue Idee entwickelt werden.

Mit zahlreichen Hilfsmitteln habe ich die Kabel kunstvoll in Szene gesetzt und teilweise sogar in der Luft schweben lassen.
Bei diesem Effekt handelt es sich keineswegs um einen Trick der Bildbearbeitung.
Photoshop habe ich bei diesen Fotos nur benötigt, um abschließend die im Bild sichtbaren Drähte, Klebestreifen, Fäden, Stützen, Krokodilklammern und störende Staubteilchen aus dem Bild zu entfernen.

Dieser fotografische Auftrag war für mich als Produktfotograf eine neue Herausforderung.
Die „tanzenden“ Kabel und auch die übrigen Produktfotos haben ihre Wirkung nicht verfehlt: mein Auftraggeber war begeistert – so soll es sein.