So entsteht ein Industriefoto – Teil 2: Kalkulation der Kosten

So entsteht ein Industriefoto – Teil 2: Kalkulation der Kosten

„Was kostet das Fotoshooting bei Ihnen?“

Die drängendste erste Frage meiner Auftraggeber betrifft immer die zu erwartenden Kosten.

Einerseits wird diese Anfrage in der Regel recht vage formuliert. Andererseits wird von mir quasi ein spontaner, weitestgehend verbindlicher, mündlicher Kostenvoranschlag erwartet:
„Wir benötigen von 40 Mitarbeitern Fotoaufnahmen – wie teuer ist das?“
„Für einen neuen online-Shop sollen Produkte fotografiert werden – was kostet das bei Ihnen?“
„Die Arbeitsprozesse in unserer Produktion müssen fotografisch in Szene gesetzt werden – wie lange brauchen Sie dafür und wie hoch ist Ihr Tagessatz?“

 

Ein Kostenvoranschlag erfordert ein individuelles, fotografisches Konzept

In solchen Fällen versuche ich zunächst, mir mit einigen Gegenfragen einen Eindruck des fotografischen Aufwands zu verschaffen.
Die Erfordernis dieser Informationen scheint jedoch oft nicht einzuleuchten: es reiche doch völlig aus, wenn ich erst einmal meinen Stundensatz nenne, damit verschiedene Angebote verglichen werden können. Sollte ich in die nähere Auswahl kommen, könne man dann ja immer noch die Durchführung des Fotoshootings und die konkreten zu erwartenden Honorare besprechen.

Auf der Grundlage von Stunden- oder Tagessätzen ist es jedoch schlicht unmöglich, die Leistungen und zu erwartenden Honorare eines Fotografen zu ermitteln, der ein auf Ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmtes Produkt, nämlich ein Foto, anfertigen soll.

Haus ist nicht gleich Haus – Foto ist nicht gleich Foto

Die Notwendigkeit, zunächst ein Konzept für das Fotoshooting zu erstellen, ist gut mit dem Bau eines Wohnhauses zu vergleichen:
Der zukünftige Bauherr recherchiert einen geeigneten Architekten, der seine Leistungen zu attraktiven Konditionen anbietet.
Es wird nicht ausreichen, im Schnellverfahren einen Architekten nach dem anderen anzurufen und jeweils innerhalb weniger Augenblicke erfahren zu wollen, was das zukünftige Eigenheim denn kosten würde. Eine Frage nach dem Stundensatz brächte überhaupt keine Erkenntnisse.
Es muss zunächst einmal gemeinsam ein grobes Konzept erstellt werden:
Welcher Gebäudestil wird gewünscht? Welche wohnlichen Anforderungen bestehen bzw. wie groß in etwa soll das Gebäude werden? Sind Keller, Anbauten und Nebengebäude geplant? Welche Materialien werden verarbeitet? Soll das Wohnhaus quadratisch, praktisch gut erscheinen oder besonders hochwertig und extravagant wirken?
Ohne umfangreiche Vorinformationen wird Ihnen kein Architekt einen Preis nennen können. Ohne einen vorherigen Gedankenaustausch wird weder ein Architekt noch ein Fotograf einen seriösen, spontanen Kostenvoranschlag aus der Hüfte schießen können – das ist schlicht unmöglich.

Der zeitliche Aufwand für den Fototermin, der Umfang der erforderlichen Technik und des unterstützenden Personals und insbesondere das Ausmaß der digitalen Bildbearbeitung schwanken teilweise erheblich von Fotoauftrag zu Fotoauftrag.
Daher können keine pauschal gültigen Preise für Porträtaufnahmen, Produktfotografie oder Industriefotos genannt werden.

Diese Faktoren beeinflussen die Kosten für das Fotoshooting

Folgende Parameter beeinflussen maßgeblich den zu erwartenden Aufwand und somit den Kostenvoranschlag für ein Industrie-Fotoshooting:

  • Ist vorab eine Vorbesichtigung bzw. Vorbesprechung on Location erforderlich?
  • Welche Motive werden in welcher Anzahl und in welcher stilistischen Umsetzung benötigt?
  • Umfang und Anspruch der benötigten Fotoausrüstung; besonders ausgefallenes bzw. leitungsstarkes Equipment wird von Spezialanbietern angemietet.
  • Verbrauchsmaterialien, z.B. Hintergrundrollen für das mobile Fotostudio
  • Gesamtzahl der Produktionstage mit jeweiligem Stundenaufwand
  • Kosten und Zeitaufwand für alle Hin- und Rückfahrten
  • Wird ein Fotoassistent benötigt?
  • Wie zeitaufwändig und anspruchsvoll wird die Bildbearbeitung; sind Fotomontagen erforderlich?
  • Ergibt sich auf Grund des Umfang des Fotoauftrages ein Mengenrabatt?
  • Ist mit einer langfristigen, regelmäßigen Zusammenarbeit zu rechnen, die ebenfalls zu einem Preisnachlass führen könnte?

Je präziser gemeinsam das fotografische Konzept erstellt wird, desto genauer und vor allem preisgünstiger wird das Honorarangebot ausfallen.
Es lohnt sich für Sie also auf jeden Fall, mit mir zunächst möglichst detailliert die gewünschten Motive und deren fotografische Umsetzung abzustimmen.

Wie ein Fotoshooting im Bereich Industriefotografie ablaufen kann, beschreibe ich im nächsten Teil dieser Serie, „So entsteht ein Industriefoto – Teil 3: Das Fotoshooting“.